Protokoll einer Flugblattaktion



Am 13. November habe ich im Umkreis einer GM-geführten Gemeinde Flugblätter verteilt. Es handelt sich um die Gemeinde, in welcher der Protagonist meiner Missbrauchserfahrung - JW - seit neuem Pastor ist. Dieser Mann ist vielen der in meinem Bericht beschriebenen Aussagen und Handlungen durch den Mund von Zeugen überführt. Davon unbeeindruckt setzt er den Dienst als Pastor ununterbrochen fort. Bekennen und Wiedergutmachung sind von ihm nicht gekommen.

Ich hatte zwei verschiedene Flugblätter angefertigt, eines für Nachbarn, das andere für Mitglieder. Beide enthielten den Hinweis auf meine Negativerfahrungen mit JW. Den Nachbarn riet ich von einem Besuch der Gemeinde ab, solange JW dort ist. Den Mitgliedern legte ich nahe, aus dem Wirkungsfeld dieses Mannes herauszugehen.


Die Hagener Gemeinde ist gelegen am Rande der Stadt, im Grünen,
wo kleine Strässchen sich durch Grundstücke mit zumeist Einfamilienhäusern ziehen.

Der Godi begann 10.00 Uhr. Ich habe den Wagen geparkt, und zuerst bei den Nachbarn im Umkreis verteilt. Das war einfach. Ich musste nirgends klingeln, alle Briefkästen waren gut erreichbar.

Das Gelände der Gemeinde ist durch eine Einfahrt erreichbar. Ich konnte leicht erkennen, dass die meisten Besucherautos dort geparkt waren. So klemmte ich die Mitglieder-Flugblätter auf dem Gelände hinter die Scheibenwischer dieser Autos.

Meinen Wagen setzte ich um direkt an die Strasse, die an der Aussenmauer der Gemeinde entlangführt.

Dort wartete ich auf das Ende des Godis. Zwei Männer aus der Gemeinde kamen kurz nacheinander mit hektischen Blicken und Schritten an meinem Wagen vorbei. Der erste ging zurück auf das Gelände. Der Zweite trat an die Fahrerseite meines Wagens heran und stellte sich vor: "Ich bin Klaus-Reiner Hermann und bin hier der Gemeindeleiter. Sie haben gerade Zettel an die Autos auf unserem Gelände angebracht. Ich erteile Ihnen hiermit Hausverbot. Wenn Sie dagegen verstossen, wird das sehr ernste Konsequenzen (o.ä.) für Sie haben."

Ich stieg aus und stimmte ihm wegen des Hausverbots zu. Ich folgte ihm zur Einfahrt, um dort Zettel zu verteilen. Klaus-Reiner Hermann brüllte mich nochmal an, aber ich wies ihn zurück und sagte ihm, dass ich auf der Strasse wohl stehen dürfe. Er brummte noch was. Ich liess ihn dann unbeachtet.

Weitere Personen kamen aus der Gemeinde heraus und beschimpften mich an der Grenzlinie mit Begrifffen wie: krank, lächerlich, arm, Hass. Ich sagte wenig, nur dass sie das mal lesen sollen, um dann selbst zu entscheiden. Die Zettel waren inzwischen von allen Autos entfernt worden, noch bevor die Autobesitzer sie entdecken konnten.

Von meiner Position aus konnte ich JW an der Gemeindetür stehen sehen, zusammen mit anderen Männern. Inzwischen wurde ich wieder angebrüllt, blieb aber ruhig und wies das zurück.

Lange verliess noch keiner das Gelände. Aber die Leute, die aus den Räumen auf das Gelände kamen, schauten rüber. JW und der Gemeindeleiter hatten - so vermute ich - drinnen die Leute schon gegen mich eingenommen.

JW kam auch bis fast an die Grenzlinie. Er machte Bemerkungen, während ich noch mit anderen sprach, die mich mit obengenannten Ausdrücken anredeten.

Ich sagte ihm, dass wir beide nichts zu bereden hätten. Er sagte, er hätte mich ja angeschrieben, aber ich hätte das damals zerrissen. Ich fragte zurück, was denn mit beiden vorher gemachten Mitteilungen war. (s. Bericht). Darauf sagte er nichts. Ich sagte ihm, dass selbst aus dem Kreis seiner Angehörigen einmal gesagt worden sei, dass bei ihnen zuhaus alles unter den Tisch gekehrt würde. Er fragte, wer das denn gewesen sei. Darauf antwortete ich nicht.

Ich sagte nach einigen Augenblicken, dass sich bei mir zwei Leute gemeldet haben, die schon vor langer Zeit an anderen Orten den gleichen Eindruck von ihm gewonnen hatten, wie ich es in meinem Erfahrungsbericht beschrieben habe. Er antwortete nichts.

Etwas später sagte ich zu ihm: "Jürgen - du bist kein aufrichtiger Mann."

Wieder später fragte er mich, ob ich das mal vor Gott verantworten könne, was ich hier mache. Ich sagte: "Ja".

Während des ganzen Gesprächs ging ich an der Grenzlinie auf und ab, stand ich doch mehreren Mitgliedern gegenüber, die immer Kommentare einwarfen. So trafen sich unsere Blicke nur dann und wann.

Er ging dann kurz später wieder weg.

Nun wartete ich noch lange auf meiner Position. Inzwischen baute sich auch WW - seine Frau - auf dem Gelände auf, so dass sich mich gut sah. Sie blieb lange dort, sprach mich aber nicht an.

Nach und nach verliessen nun Autos das Gelände, jedem bot ich durch die Scheibe einen Zettel an. Einige wenige nahmen ihn. Dabei war auch ein Jude, der Jürgens lieblose Äusserungen kannte, obwohl davon nichts auf meinen Zetteln stand. Ich sagte ihm, dass ich 3 Zeugen habe. Das erstaunte ihn. Er sagte, wenn das mit der Judenablehnung stimme, könne er nicht bleiben. Er nahm den Zettel.

Bis 13.30 Uhr stand ich an der Grenzlinie. Aus einem der letzten abfahrenden Fahrzeuge streckte ein Mitarbeiter seinen Arm heraus, winkte mit den eingesammelten Zetteln und rief spöttisch: "Nehmen Sie diese doch, dann könnnen Sie Druckkosten sparen."

Wenig später fuhr ich dann heim.


Kommentar

Ich war ganz schön fertig. Ich bin wirklich nicht feige, aber die geballte Ablehnung war schon heftig. Einige wenige Personen waren wirklich offen und normal, die anderen waren in ihrem Verhalten unbarmherzig, voreingenommen, barsch.

Mein Eindruck ist, dass die Gemeinde bereits in einer Bevormundung lebt. Wieso entfernt jemand alle Zettel unter den Scheibenwischern, bevor die Leute sie lesen können? In einer gesunden Gemeinde wäre das ein ziemlicher Fehler, weil es als Bevormunden und Vertuschen auffällt. In einer gesunden Gemeinde muss man die Leute nicht davor bewahren, weil man ihnen zutrauen kann, dass sie sich selbst einen Eindruck von einer Sache verschaffen können.

Ich hoffe, den Gemeindegliedern ist aufgefallen, dass man die Zettel gar nicht wegnehmen müsste, wenn der neue Pastor sich nichts vorzuwerfen hätte.

Die anderen Reaktionen vieler Gemeindeglieder - allen voran des Gemeindeleiters Klaus-Reiner Hermann - machen wenig Hoffnung, dass die Bevormundung in dieser Gemeinde neu ist:

Wie kann es sein, dass die Leute mich mit negativen Ausdrücken belegen, ohne mich zu kennen oder wenigstens den Handzettel gelesen und ausreichend bedacht zu haben? Sie können sich noch gar keine eigene Meinung gebildet haben!

Außerdem: Auch wenn man sich eine Meinung gebildet hat, sollte man im Sinne Christi ganz anders mit dem Andersdenkenden (also eben auch mit mir) umgehen.