Betrifft Lüge Nr. 6

Lüge


Gottgefällig dienen kann ich nur innerhalb der lokalen Gemeinde,
der ich als Mitglied angehöre.

 

Antworten

Eine solche Behauptung, wie sie oben wiedergegeben worden ist, stellt in ihrer Ausschließlichkeit zunächst einmal eine gefährliche Irreführung dar. Dennoch gehört sie mittlerweile zu dem Standardrepertoire vieler Organisationen, die sich als "Gemeinde" verstehen und nach außen hin auch entsprechend präsentieren wollen. Ich rede hier nun ausdrücklich nicht davon, daß wir keine Gemeinschaft mit anderen Geschwistern haben sollen, das Gegenteil ist der Fall (s. Apg 2. 42, 44 u. a.). Der ganze christliche Glaube ist ohne Gemeinschaft undenkbar - mit Gott ebenso wie mit Geschwistern. Man kann sagen, daß der Glaube an Gott eigentlich die Beziehung und die Gemeinschaft der Liebe zum Inhalt, ja zum Ziel hat, sowohl zu Gott, als auch zum Nächsten, was nicht getrennt werden kann (Micha 6. 8, Mt 7. 12, 22. 40, 23, 23; 1Tim 1. 5 - 5; Ja 2. 8; siehe auch 1Jo 3. 10 - 16, 23, 4. 7 - 21 u. v. a.).

Gemeinschaft mit anderen Geschwistern lebt immer auch von einer gewissen Verbindlichkeit und Treue zueinander. Eine solche Verbindlichkeit ergibt sich jedoch immer aus dem jeweiligen Ruf und der Zusammenführung Gottes und nicht umgekehrt. Solche Sätze wie der oben angeführte zeugen jedoch davon, daß man das Wesen der ekklesía, der Herausgerufenen bzw. der Versammlung Gottes, gar nicht erst verstanden hat. Aber auch das Wesen der Liebe selbst wurde nicht verstanden. Somit wird die Errichtung einer "Gemeinde"-Struktur an die Stelle der Beziehung der Liebe gesetzt. Dabei wird eine willkürliche, durch menschliche Leiterschaft organisierte, pseudo-biblische Struktur mit dem Gemeindebegriff (wir sprechen von der Ekklesía GOTTES!) gleichgesetzt; die ekklesía aber ist eine Körperschaft, die vom Himmel her, allein durch Christus gegründet und durch den in ihr wohnenden Heiligen Geist, durch den alle zu einem Leibe getauft sind, aufrechterhalten und durch die Gaben desselben Geistes erleuchtet wird (Apg 1. 4ff, 2. 2ff, Rö 12. 3ff, 1Kor 2. 6 - 13, 12. 13 u. v. a.). Dieser Geist wirkt eben nicht nur durch einzelne, besondere sog. "Dienstgaben", sondern er wirkt immer "alles in allen" und "durch alle" - zum gemeinsamen Nutzen aller. Da braucht es die Akzeptanz aller, das gemeinsame Hinhören, das gemeinsame Geben und Empfangen von allen für alle. Denn der Leib des Herrn, die Gemeinde, wird weder durch äußerliche Strukturen noch durch eine menschliche Leiterschaft, sondern durch Bänder zusammengehalten; solche Bänder sind u. a. das "Band der Vollkommenheit", d. i. die Liebe, und das "Band des Friedens" (syndésmos, Zusammen-band, Eph 4. 3, Kol 2. 19, 3. 14). Wenn diese Bänder nicht da sind, dann mag man wohl - gerade unter dem Zwang einer äußerlichen Struktur! - noch nebeneinandersitzen und ein totes Gebilde aufrechterhalten; aber der innerliche Zusammenhalt geht verloren, und dann muß der Leib auseinanderbrechen, was ohne Verletzungen nicht abgehen kann, wie wir immer wieder gesehen haben!

Gemeinde ist keine Sache eines Ortes, sondern von Beziehungen, von Verbindungen, die nur der Herr Selbst zustandebringen kann. Gleichwie der menschliche Körper - sowohl in den bewußten, als auch in den unbewußten Funktionen vom Haupt, vom Gehirn her gesteuert und verwaltet wird, sind auch die Glieder des Christusleibes miteinander immer verbunden "über oben". Gerade die ständige Betonung einer Mitgliedschaft in einer sog. "Ortsgemeinde" - wobei man mit "Ortsgemeinde" immer die jeweils "eigene" selbsterrichtete Struktur meint - kann vom Neuen Testament her nicht durchgehalten werden. Ganz im Gegenteil. Es ist immer die Betonung diverser lokaler Strukturen, von Orten, "Leitern", Namen etc., die dem Leib schaden, weil sie ihn spalten und trennen und "von innen her auffressen". (vgl. 1Kor 3. 4 usw., Ga 5. 15 u. a.) Es ist interessant, daß das Neue Testament einen solchen "Gemeinde"-begriff, der sich von einer äußerlichen Struktur, von "Leiterschaft" her definiert, überhaupt nicht erst kennt. Doch die Politik in der Welt kennt diesen Begriff; er implementiert die begrenzte Verwaltung einer bestimmten Ortschaft, die in der Regel durch einen Ortsvorsteher, Bürgermeister etc. ausgeübt wird und an dessen Regelungen, Erlasse usw. sich alle zu halten haben. Hier wird also ein ganz weltlicher Begriff - der "Bürgermeister" wird nach solchem Denken quasi zum "Pastor" - für eine aus dem Himmel her kommende, allein durch Gott initiierte Zusammenführung verwendet (!) und der Begriff dieser Zusammenkunft von daher entsprechend umgedeutet. In dieser Umdeutung finden wir die lehrmäßigen Wurzeln jener Verirrungen, des Mißbrauchs und damit auch der vielen Verletzungen, sowohl solcher im Geist als auch in der Seele vieler Geschwister vor.

Ich kann immer nur Glied EINER Körperschaft sein, wie mein Arm z. B. nicht Glied an zwei Körpern zugleich sein kann. Solche, im übertragenen Sinn, "siamesischen Zwillinge" gibt es im Leib Christi nicht. Der Körper, zu dem alle die gehören, die aus dem Geiste Gottes gezeugt (d. h. wiedergeboren) und mit demselben Geist erfüllt worden sind, ist einzig und allein der Leib Christi. Wenn dieser Leib auch sichtbar werden kann, ist er nun einmal doch keine äußerliche Veranstaltung. Daß ich Glied an diesem Leibe sein darf - der übrigens nach den Aussagen der Schrift nicht geteilt ist (1Kor 1. 12, 13!) -, ist allein GOTTES Werk; weder ich selbst noch irgendeine "Leiterschaft" noch irgend sonst jemand kann mich in diesen Leib einfügen noch vermochte er es je - noch wird er jemals können.

Darum sagt Petrus auch:

"WENN (d. h. doch: indem) ihr zu dem lebendigen Stein kommt, von Menschen zwar verworfen, von Gott aber auswählt und wertgeachtet, WERDET AUCH IHR als lebendige Steine zu einem geistlichen Haus, zu einem heiligen Priestertum auferbaut, um geistliche Opfer darzubringen, Gott wohlannehmbar durch Jesus Christus" (1Ptr 2. 4 - 5). Petrus spricht hier eben NICHT davon, daß wir uns SELBER einfügen oder nach unsern Kräften SELBER "einbringen" sollen, wie man das heute so oft sagen hört, sondern er spricht davon, daß wir eingefügt WERDEN, INDEM wir ZU DEM LEBENDIGEN STEIN kommen, der JESUS heißt. (Auch Paulus spricht davon, daß wir vom Haupt her eingebaut WERDEN, nicht aber, daß wir uns selber einbauen sollten, Eph 2. 19 - 22.) Nur der Herr weiß, welche Steine zu dem eingefügten jeweils passen. Wird hier Willkür ausgeübt, dann kommt es zu Beeinträchtigungen (d. h. Verletzungen) sowohl der einzelnen Steine, die aneinanderliegen, als auch des gesamten Baues, und die Steine, die an der von GOTT her zugewiesenen Stelle ihre Berufung segensvoll entfalten könnten, bleiben ungenutzt bzw. werden an Stellen "ab-genutzt", die sich sowohl für sie selbst als auch für alle anderen (für die Konsistenz des gesamten Baues) als schädlich erweisen werden. Das "Sich-Selbst-Einbringen" und das "Mitgliedschaftsdenken" nach der Maßgabe äußerlich erkennbarer, "wohl-funktionierender" Strukturen, Organisationen und Denominationen ist daher völlig falsch und irreführend; es baut am Haupt vorbei und damit teilt und zerstört es gerade Gottes Werk!

Besonders in der sog. Glaubensbewegung haben sowohl im Bereich der Christologie (Lehre von Christus) als auch in der Ekklesiologie (Lehre von der Gemeinde) verhängnisvolle Umdeutungen und Umkehrungen stattgefunden. Vor allem die Lehre von den sogenannten "Dienstgaben" fußt - im Wesentlichen - auf einer Mißdeutung des Satzes, nach dem die Gemeinde des Herrn auferbaut wird auf dem Grund der Apostel und Propheten (Eph 2. 20). Auf dieser verkehrten "Dienstgabenlehre" baut dann jenes hierarchische Verständnis auf, in dem einer über dem andern, immer gut "biblisch begründet", herrscht und das wir heute leider überall vorliegen haben. Hier wurde auch übersehen, daß Gott die verschiedenen Gaben IN, NIE aber ÜBER den Körper gesetzt hat und dabei der Grundsatz nicht verlassen wird, nach dem der Geist Gottes immer "alles in allen" wirkt, d. h. ein jeder hat etwas zu geben, aber auch zu empfangen (1Kor 12. 6, 7, 27ff, 1Kor 14. 26, Eph 4. 6).

Wenn das Neue Testament von dem Grund (Fundament) der Apostel und Propheten spricht, dann meint es eben NICHT heute lebende Apostel und Propheten - dann würde die Gemeinde tatsächlich auf der Grundlage von Menschen erbaut - sondern es spricht von der Grundlage der Propheten des Alten wie der Apostel des Neuen Bundes und damit von der Gesamtlehre der Heiligen Schrift, die von ihren Aussagen gebildet wird. Die Propheten des Alten Bundes haben von Christus und von dem neuen Bund geweissagt; die Apostel des Neuen Bundes - gemeint sind jene Zwölf, die Jesus berufen hat als die "Apostel des Lammes" - haben dann ausgeführt, konkretisiert und ergänzt, wovon jene geweissagt haben. (Besonders Paulus oblag die Berufung, das damals noch fehlende Wort Gottes zu ergänzen und abzuschließen, siehe Kol 1. 24 - 29.) Die Grundlage der Gemeinde besteht damit also nicht in Menschen, die angeblich sogenannte Dienstgaben darstellen, noch nicht einmal in den Geistesgaben an sich, sondern, kurz zusammengefaßt, in Gottes Wort, wie es uns in der Gestalt des Alten wie des neuen Bundes überliefert und als die uns bekannte Bibel in die Hände gegeben worden ist.

Die Summe all dieser Lehren ist und bleibt der Christus, bestehend aus Haupt und Gliedern, begründet durch die Erkenntnis, daß Jesus der Messias, der Christus, der Gesalbte ist. Fleisch und Blut haben dir das nicht geoffenbart, sagte Jesus dem Simon, Jonas Sohn, sondern Mein Vater in den Himmeln, und nennt ihn daraufhin Petrus, den Felsen (Mt 16. 15ff). Der Fels, auf dem die Gemeinde steht, ist Jesus der Christus als der von Gott geoffenbarte Gesalbte, niemand anders sonst! ER ist auch hier der Eckstein, den die Bauleute in all ihrem eigenen "Bauen" - das sie ja angeblich in Seinem Namen vollführen - verworfen haben! Sollten solche "Bauleute" und vermeintliche "Gesalbte" da nicht endlich ihr ganzes verkehrtes Tun verwerfen und darüber Buße tun?

Das Ganze krankt also - im wesentlichen - an einer weithin vollzogenen Umdeutung des Gemeindebegriffs zugunsten einer durch Leiterschaft organisierten äußerlichen Struktur. Hat man den Gemeindebegriff falsch verstanden, dann kann man auch den biblischen Begriff des "Zusammenkommens", d. h. des "Versammeltwerdens in Jesu Namen" (synagoge, syn=zusammen, ago=führen, bringen) gleichfalls nur mißverstehen. (Entsprechendes gilt dann auch von dem Gebet in Jesu Namen, d. h. dem Gebet nach Seinem Willen.) Zusammenzukommen in Jesu Namen heißt Zusammenzukommen auf Sein an alle gleichermaßen ergangenes Wort, auf Sein unmittelbares Reden hin, empfangen in den Herzen aller. Haben wir alle von Gott gehört und sind wir demnach alle auch gehorsam, kommt die Versammlung Gottes zustande. Das ist dann das, was der Name sagt: sowohl die Versammlung (synagoge=Zusammenführung) ALS AUCH die Gemeinde (Ekklesía=Herausgerufene) Gottes. Hören wir dagegen nur das Wort einer "Leiterschaft", ohne in unseren Herzen zu empfinden, daß dies auch der Wille Gottes sei, dann mag die Versammlung sich um diese "Leiterschaft" scharen und tatsächlich auch zustandekommen; eine Versammlung oder Gemeinde (Herausgerufene) GOTTES ist sie deswegen noch lange nicht.

Es ist wie das Goldene Kalb, das die Israeliten bauten, als Mose auf dem Berge war und nach der Meinung des Volkes mit seinem Kommen verzog: Man nahm von dem Schmuck, ausgerechnet von den Ohrringen (das bedeutet: man schenkt dem das Gehör, was wiederum zur Folge hat, daß viele nicht mehr hörfähig sind!) und baute daraus einen Gott, dem man den Namen des wahren Gottes gab, den Namen Jahwe, dem man dann huldigte, und vor dem man sang, tanzte und spielte und der dem Volk vorangehen sollte (2Mo Kap. 32). Das war der große Trugschluß Israels; das ist aber zugleich auch der große Trugschluß vieler Gemeinden, die einmal gut begonnen haben, nun aber in Irrlehren und Menschenknechtschaft gefangenommen worden sind, weil sie sich haben genau an diesem Punkt irreführen lassen - von Leuten, die das, was nur Gott zu geben vermag, zur falschen Zeit haben "vorwegnehmen" und an sich reißen wollen (siehe hierzu Jo 10. 7 - 10). Das kenne ich leider auch aus meinem Leben. Gott sei Dank - das ist vorbei. Das Ganze sieht tatsächlich so "echt" aus, so "biblisch" - man begründet es mit einer ganzen Reihe von "Schriftstellen", ja man nennt es sogar nach dem Namen Gottes - und dabei ist es doch so falsch und lügt Gott wie Geschwistern ins Angesicht.

Welch ein unverfrorener Götzendienst - ausgeübt von Leuten, die sich völlig verrannt und die jede Orientierung verloren haben. Es sind selbst verführte Verführer. Welch einen Betrug an Menschenseelen gibt es da, an kostbaren Geschwistern. Und doch: Paulus hat in 1Kor 10. 1 - 12 davon gesprochen, daß das, was Israel spiegelbildlich widerfuhr, uns zur Warnung, in der Gemeinde wiederkehren könnte! Man hat seine Warnung mißachtet, und es ist wiedergekehrt...

Der Ruf zur Umkehr bleibt. Es braucht dazu auch viel Mut zur Wahrheit, zur ganz eigenen, unbequemen Wahrheit, die das ganze Leben in Frage stellt, wie ich erlebt habe. Dabei muß man sich immer BEIDEM stellen, dem Wort UND der Beziehung. Das war für mich ein weiter und manchmal holpriger Weg, bis ich angefangen habe einige Dinge zu erkennen, aber ich habe diesen Weg schließlich gehen müssen und auch gehen dürfen. Meine Beziehung zu Gott ist seither eine andere, tiefere, und auch viele Beziehungen zu Geschwistern sind mir ganz neu wiedergegeben worden. Mein Fazit: Umkehr ist der einzige Weg - es ist tatsächlich ein WEG - zur Hoffnung, zur Wiederherstellung und zum Licht überhaupt. Nur Mut! (ts)



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