Brief einer Misshandelten an ihren Vater

An Walter.

Ich weiß nicht, ob ich Dich hasse oder Mitleid mit Dir habe. Warum hast Du Deine Familie auf solch eine niederträchtige Weise zerstört? Du bist pervers. Ich weiß, daß in der Bibel steht, man soll den Sünder lieben und die Sünde hassen. Aber ich werde dich niemals lieben, niemals! Du hast mir das Leben geraubt. Ich kann meine sexuellen Gefühle nicht mehr kontrollieren, und das wird sich später - sollte ich einmal heiraten - negativ auswirken.

Als Du anfingst, mich zu mißbrauchen, war ich voller Angst...

Mama war nicht da, um mich zu beschützen, das hast Du ausgenutzt, um meine Schwester und mich für Deine niedrigen Triebe zu gebrauchen. Du hast mich nicht nur körperlich verletzt, sondern auch seelisch.

Ich wollte sterben. Sooft Du mich betastet und mir weh getan hast, hast Du mein Herz in winzige Stücke zerbrochen..

Ich erinnere mich, daß ich mit Elke allein zu Hause war, Du warst noch bei der Arbeit. Ich zitterte vor dem Augenblick, wenn Du zurückkommen und mit einer von uns wieder ins Bett gehen würdest. Wir waren nicht Deine Frau, auch nicht Deine Konkubinen, die Dir auf einen Wink zur Verfügung standen, wir waren Deine kleinen Töchter.

Ich habe gesehen, wie Du Elke behandelt hast. Es hat mich mehr verletzt, als Du es Dir vorstellen kannst.

Was haben wir Dir getan, daß Du uns das angetan hast?...

Ich erinnere mich, wie verletzt ich war, als Du uns mitteiltest, wir könnten nie mehr Mama besuchen und daß sie nie mehr zurückkommen würde. Ich hatte solch eine Angst vor Dir...

Mein Selbstwertgefühl ist gleich Null. Es heißt, daß alle Dinge uns zum Besten dienen, und das hält mich davon ab, Dich so zu hassen, daß ich Dir den Tod wünsche.

Ich weiß jetzt, was andere empfinden, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie ich.

Ich weiß nicht, warum Du getan hast, was Du getan hast, ich will es auch nicht wissen. Ich bin nicht Dein Richter. Aber eines Tages wird Gott richten.

Ich vergebe Dir, was Du getan hast.

Dein biologischer Abkömmling.

(Verfasserin unbekannt)