Von der Kanzel aus verflucht

Mobbing im Missionsbüro


Als ich vor drei Jahren das erste Mal diesen Bericht geschrieben habe, hat dies mich erst einmal erleichtert. Aber jetzt spüre ich, dass die Sache immer noch nicht richtig verarbeitet ist. Deshalb kommt hier die revidierte Fassung mit einigen Veränderungen und Ergänzungen.

Wie oft habe ich mir inzwischen schon besonders in charismatischen Kreisen ausgrenzende und abwertende Aussagen anhören müssen, aber wenn es dann von der Kanzel kommt ist bei mir die Grenze erreicht und die Geduld zu Ende. Denn welcher Vater gibt laut dem Lukasevangelium statt Brot einen Stein? Doch „geistliche Leiter“, Wölfe im Schafspelz, bringen das fertig und sie suchen sich Leute für ihre Machtspielchen aus, die schon im Vorfeld verletzt sind 1.

Erst werden diese Leute angelockt mit einer Art „heilen Welt“ und „Gott segne dich“. Springen sie darauf an, werden sie stigmatisiert, beschuldigt und ausgegrenzt, sie werden sanktioniert und unter Druck gesetzt. Sie sind unbequem und werden deshalb aus der Gemeinschaft hinausgeekelt. Ich verstehe jetzt auch, warum Jesus diese Leiter „blinde Blindenführer“ nennt. Wo solche Dinge vorkommen, ist die freimachende und grundlegende Botschaft des Evangeliums ziemlich verdreht und wohl kaum verstanden worden. Diese geistlichen Leiter sind blind sich selbst gegenüber und dem, was sie an anderen tun, und auch dem gegenüber wie Gott darüber denkt. Folgen ihnen Leute nach werden diese genauso und es entsteht eine ganze Herde, die im Gleichschritt geht, denkt und redet. „Du sollst der Menge nicht zum Bösen folgen“, fällt mir spontan dazu ein.

Ich hatte immer den Wunsch, dem Herrn vollzeitig zu dienen, und das stellte den ganzen Motor für mein bisheriges Leben dar. Ich besuchte Heilungsseminare oder nahm Gebet in Anspruch, nicht als Selbstzweck, sondern weil ich wusste, eines Tages kann mich der Herr gebrauchen und dazu wollte ich vorbereitet sein.

Praktikum in Südostasien

So und jetzt kam meine Chance. Ich flog innerhalb eines Sozialpraktikums für zwei Monate nach Phnom Penh, Kambodscha um dort in einem Waisenhaus v. a. im Englischunterricht zu arbeiten. Dieses Waisenhaus war der BBG Stuttgart angeschlossen, und was sich dort ereignete lasse ich jetzt aus Zeit und Platz Gründen weg, oder ergänze es zu einem anderen Zeitpunkt.

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1 In ihren Augen ist dies nämlich ein Zeichen von „Ungeistlichkeit“



Fortsetzung des Praktikums in Deutschland

Nach meiner Rückkehr setzte ich das Praktikum bei der Missionsgesellschaft „Vision für Asien“2 in der Oberpfalz / Edelsfeld bei Sulzbach - Rosenberg fort.

Am Anfang schien alles gut zu laufen, ich erhielt Zutritt in die inneren Zirkel, d.h. in einen Missions-Hauskreis, in den sonst nicht ein jeder so einfach hineinkommt. 3

Allerdings verriet mir meine Nachbarin Antje W., die auch Teil der Missionsgesellschaft war schon am ersten Tag, dass sie nun die Heizungspauschale, die sie sonst für meine Wohnung bekommt, nun leider nicht mehr für sich selbst verwenden kann, was ich von ihr ziemlich unverschämt fand. Dies sagte sie beim Hinausgehen. Ich war erst etwas sprachlos, und bevor ich etwas dazu sagen konnte war sie schon fort

Mir fiel auch auf, dass sie wenn wir den gleichen Weg hatten immer mehrere Meter vor mir lief, und nicht mit mir redete. Dies fand ich sehr seltsam, denn wir doch gerade von einer „frommen“ Veranstaltung (Gebetsmeeting) kamen. Wie sich später herausstellte, wollte sie anscheinend nicht mit mir zusammen gesehen werden, damit es ihrem „Ansehen“ nicht schadet.

Gängeleien wegen der Wohnung

Es passiert nicht oft, dass man als Praktikant kein Geld verdient, aber dennoch Miete zahlen und für sein Essen selbst aufkommen muss. Bei mir war es der Fall, und das wusste ich im Vorfeld. Da mich das Arbeitsgebiet aber interessierte, nahm ich dies vorerst mal in Kauf.

Am Anfang hatte ich einen Vorschlag, wie man die durch den Infobrief ereichten Interessenten zu Gebetsteams effektiver vernetzten könnte. Neue Ideen, besonders wenn diese durch „Outsider“ kamen, wurden aber nicht gerne gesehen. „Bescheid“ wussten nur Vision für Asien.

Und es ging weiter mit den zuerst noch „harmlosen“ Gängeleinen: Das Fenster durfte nur ganz kurz geöffnet werden, um Heizung zu sparen (wollten sie dass ich im Mief ersticke?). Danach beschwerten sie sich über den Mief im Treppenhaus. Also am besten Fenster auf, Heizung zu, und wie im Kühlschrank leben, dann waren sie zufrieden und lächelten eine Zeitlang wieder.

Später fingen sie an, mir lauter Vorschriften zu machen: Das Badfenster sollte4 trotz klirrender Kälte immer offen bleiben, zweimal vergaß ich in meiner Abwesenheit die Heizung auszudrehen, was eine Todsünde war und selbstverständlich nur aus reiner Absicht geschehen war. Jeder wusste über mein „Vergehen“ - ausser mir – was mich nachträglich immer noch wütend macht, denn zeigt sich hier, dass die um mich versammelte Mannschaft nicht daran interessiert war, ein Problem konstruktiv zu lösen.

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2 Dieser bestand zu diesem Zeitpunkt aus drei Familien. Es wurden dort v. a. Verwaltungsarbeiten geleistet.
3 Dies macht das elitäre Denken in diesem Kreis deutlich.
4 wegen dem Schimmelbefall



Wenn ich mir am Wochenende Essen kochte und der Dunst trotz geöffnetem Fenster auch in den Hausgang zog, geschah auch dies aus reiner Absicht.

Mir fällt hier auf, dass obwohl wir gemeinsam im Haus wohnten, Familie W. nach außen als äußerst gastfreundlich galt, wir den gleichen Hauskreis besuchten, an der gleichen, auch noch „christlichen“ Arbeitstelle waren, sie mir aus dem Weg gingen. Besonders fiel es auf als eine Frau in meiner Wohnung übernachtet hatte, die eingeladen wurde, ich blieb zurück. Als ich sie darauf hin ansprach, beschwerte er sich beim Vorgesetzen, Antoine v.d.A., dieser wies mich dann zurecht. .

Dann kontrollierten sie die Herdplatten, ob die richtigen Töpfe auf den richtigen Platten stehen. Dann gingen sie um das Haus und kontrollierten, ob nachts überall die Jalousien unten sind. Weil es Winter war und ich morgens im Dunkeln zur Arbeit ging und im Dunkeln zurück kam, ließ ich die Jalousien dann einfach unten. Dies war natürlich auch wieder falsch, denn „was sollen die Nachbarn denken“?

Eine deutliche körperliche Grenzüberschreitung war als Esteban W., mein Nachbar und Mitarbeiter im Missionsbüro mich am Rücken und an den Schultern beschnüffelte, mit dem Vorwand, um den anderen sagen zu können, ob meine Kleidung gewaschen sei. Das Ganze hat einen ähnlichen Touch wie die Judenpogrome. Man erklärt jemanden zum Feind oder versucht seinen Namen schlecht oder lächerlich zu machen. Es ist eine Verletzung der Persönlichkeit und der Würde. Auch ihre zwei kleinen Jungs waren aufgehetzt, so dass sie mehrmals gegen meine Wohnungstür traten. Als ich es ansprach, hiess es „es sind doch nur Kinder“.

Durch eine andere Mitarbeiterin, die mir etwas wohler gesonnener war, erfuhr ich, dass ein weiteres Vergehen meine „Schüchternheit“ sei. Außerdem hörte5 ich sie lästern, dass ich mich an meiner anderen Arbeitsstelle6 mit einigen Kollegen besser verstand als mit ihnen. Dass es auch mit ihnen selbst zusammen hängen könnte, kam ihnen nicht in den Sinn. Umschlagplatz für das böse Gerede war neben der täglichen Gebetsstunde der Missionshauskreis, nachdem ich dort nicht mehr hinging.

Der Ausgrenzungsprozess setzt sich fort

Ich war schon die ganze Zeit misstrauisch über das „leuchtende Angesicht“, das mein Nachbar, Esteban W. an den Tag legte, wenn er mich traf. Ich denke es war eine Maske. Auf der Bibelschule die er besucht hatte7, wird sehr viel Wert auf ein „leuchtendes Angesicht“ gelegt.8 Ich stieß immer wieder auf die Stelle in der Bibel, wie der Teufel und seine Diener sich als Engel des Lichtes verstellen. Ich fragte mich, was dies in der Situation für mich bedeuten sollte. Ich konnte und wollte es erst nicht glauben, was sich später herausstellte und was hier beschrieben wird.
Ich bin so froh, dass Gott mich während dieser Zeit begleitet hat. Er ermutigte mich durch einen Traum, auch durch andere Dinge oder Begegnungen, und ich war mir

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5 Da sich vor dem Raum in dem sie sich befanden eine Gaderobe war, hörte man sie reden während man den Mantel ablegte.
6 Ich war gleichzeitig an zwei verschiedenen Stellen.
7 Es war die Bibelschule Bad Gandersheim.
8 Dies weis ich, denn ich war selbst einmal längere Zeit dort.



sehr gewiss, dass es einen „Ort“ gibt, an dem ich „ich“ sein durfte, der anders ist als alles was da um mich herum ablief.

Nachdem ich einmal entschuldigt beim Hauskreis gefehlt hatte, wurde mir am nächsten Morgen von Antoine v. d. A., dem Missionsleiter mitgeteilt, wenn ich „nicht will“ brauch ich gar nicht mehr zur Arbeit kommen. „Ausruhen“ sei kein Grund um zu fehlen. Meine Nachbarin, Antje W., die aus dem gleichen Grund gefehlt hatte, saß dabei und schwieg. Esteban W., der zuerst sehr bereitwillig meine Entschuldigung übernommen hatte. Später fand ich durch intensives Nachfragen heraus, dass er mich dabei negativ hingestellt hatte.

Nach einigen Wochen musste ich feststellen, nachdem der Leiter, Antoine v. d. A., sich mehrmals im Tonfall mir gegenüber vergriffen hatte, dass von meinem Nachbarn aus kräftig üble Nachrede ins Laufen gesetzt wurde. Antoine v. d. A. sagte, er könne es nicht mehr hören. Er gab nach und ließ sich von Esteban W. instrumentalisieren. Eine der schwersten Anschuldigungen lautet, ich würde meinem Nachbarn Esteban W. nicht „mögen“, da ich ihn nicht nett genug grüssen würde. (Wahrscheinlich war ich mit den Gedanken woanders). Außerdem hätte ich meinem Nachbarn trotz seiner gesammelten Barmherzigkeit, Güte und Erbarmen, die er mir erwiesen hätte keinen Respekt entgegen gebracht. (Anfangs hatte ich ihn ab und zu etwas gefragt, hauptsächlich um den Kontakt zu halten). Dann wurde mir von diesem ohne ein Wort zu sagen eine Rechnung9 mit 500 Euros für angebliche Nebenkosten vor die Tür geworfen. Um das Problem zu lösen reichte ich zwei schriftliche Lösungsvorschläge ein, worauf sich die gesammelte „geistliche Leiterschaft“10 in meiner Wohnung einfand um mich „zurecht zu rücken“. Kennzeichnend an diesem Gespräch war, dass meine Argumente nichts galten. Ich durfte beliebig unterbrochen werden, was mir selbst aber nicht zustand. Lag ich mit meinen Argumenten klar und überzeugend im Recht, wurde das Gespräch in eine andere Richtung gelenkt. Außerdem sei ich rebellisch und sollte Esteban W. mehr Respekt entgegenbringen. Dass ich als rebellisch bezeichnet werde, werte ich inzwischen als ein Lob, denn es zeigt, ich dass ich meine Meinung zum Ausdruck bringen kann.

Ich überlege oft, warum Esteban W. mich so hasste. Natürlich ist es leichter, alleine in einem Haus zu wohnen – dazu kam die Heizungspauschale, die er nun nicht mehr für sich verwenden konnte11. Vielleicht spielte aber auch Neid eine Rolle, da ich für meine Arbeit anfangs sehr gelobt wurde, was ihn in den Schatten stellte. Ich vermute vor allem Macht und Ansehen12, da er sich auf der „Hühnerleiter“ ganz unten befand, jetzt hatte er noch jemand „unter sich“, den er treten konnte, und der ihm „zu gehorchen“ hatte, was mir auch die anderen nahe legten. Da er in seinen teils nicht nachvollziehbaren „Anordnungen“ einen sehr unangemessenen Tonfall anschlug, habe ich ihn daraufhin angesprochen. Doch Gehorsam ohne Widerspruch ist ein unantastbares Dogma, egal ob es Sinn macht und wie es sich auf die Beziehungen auswirkt.

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9 Diese „Rechung“ belief sich auf reine Mutmaßungen, es gab für die Wohnung keinerlei speraten Zähler..
10 Drei Männer, eine Frau.
11 Das war sowieso nie so gedacht, sie war für die Gästewohnung, die ich bewohnte.
12 Seine „Identität in Christus“ war ihm auch sehr wichtig.



Der Konflikt spitzt sich weiter zu

Am nächsten Morgen stellte ich fest, dass sie vor dem Gebetsmeeting über mich lästerten. Als ich sie zweimal direkt darauf ansprach, bekam ich entweder eine ausweichende oder keine Antwort. Dafür wurde gerade an diesem Morgen Gott besonders kräftig gelobt. Als ich kurz draußen war weil ich es nicht mehr aushielt, machten sie geistlichen Kampf, der sofort verstummte, als ich den Raum betrat.
Um für mich eine Grenze zu ziehen brachte ich alle geliehenen Gegenstände sofort zurück. Dies rächte sich in der nächsten Sonntagspredigt.13 Denn dort predigte Karl - Heinz St., ein weiterer Mitarbeiter, der Missionsgesellschaft:

„die Liebe wird in vielen erkalten und die Ungerechtigkeit über Hand nehmen…“

Das war auf mich bezogen, obwohl es auf sie besser gepasst hätte.

Das Mobbing breitete sich weiter auf die Gemeinde14 aus und mir wurde von der Frau des Gemeindeleiters ein rebellisches Verhalten unterstellt. Dies begründete sie damit, dass sie mich telefonisch nicht erreicht hatte, dies sei ja von mir reine Absicht gewesen. Dabei war der Kontakt zu ihr von mir ausgegangen.

Durch das alles zermürbt kämpfte ich sehr mit mir, noch einmal in diese Gemeinde zu gehen Dann ging es in der Predigt wieder „um die Leute die kein Segen sein wollen und die nur um sich selber kreisen“ Das „um sich selbst kreisen“ hatte der Prediger A. v. d. A. daher, dass er in meiner Wohnung den Spruch gelesen hatte „Ich selbst bin meine größte Verantwortung“. Dies war für ihn Ketzerei.

Weiter ging es:

„Diese Leute sind verflucht, aber ein Christ tut so etwas nicht, denn wir sollen ja unsere Feinde lieben“.

Der Feind war ich.

Als ich Antoine v. d. A. später darauf ansprach, wurde meine Vermutung bestätigt, dass dies auf mich gezielt war. Vielleicht würde ich dann „hören“.

Eine 80 - jährige Frau hatte die ganze Situation mitbekommen und sah, wie ich darunter litt. Sie setzte sich neben mich und versuchte mich zu trösten. Sie erzählte mir, dass im letzten Hauskreis sehr über mich gelästert worden war. Besonders erschüttert hatte sie, dass ihre eigene Tochter, Marianne T., Frau des Leiters von „Shelter Now“1 sich auch daran beteiligt hatte. Nach ihren Angaben hat mein Arbeitskollege Karl-Heinz St. am meisten gelästert und immer wieder Öl ins Feuer gegossen. Dies bestätigte auch meine vorherigen Vermutungen. Aufgrund der Vorfälle hatte ich mich schon zuvor im Gottesdienst ganz hinten hin gesetzt. Ich sprach niemanden an, und wollte damit ein Signal geben, dass etwas nicht stimmt. Dieses wurde mir jedoch nur weiter negativ ausgelegt, und der Graben vertiefte sich zusehends. .

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13 Diese Mitarbeiter waren auch alle Gemeindeleiter.
14 „Offene Tür“ in Sulzbach-Rosenberg.
15 Die Missionsgesellschaft „Shelter Now“ arbeitet eng mit „Vision für Asien“ zusammen.



Was mich auch sehr belastet hatte, war dass sie ihre Tiere, ein Kaninchen und ein Meerschweinchen vernachlässigten. Beide Tiere waren im Keller, der Käfig war oft feucht. Das kleine Meerschweinchen starb im Alter von nur drei Monaten16, und ich machte mir große Vorwürfe, weil ich nichts getan hatte, denn ich hatte gespürt, dass etwas mit ihm nicht gestimmt hatte, auch wenn es nicht meine Tiere waren und die Beziehung zu Antje und Esteban W. sehr gespannt war. Auch der Hase hatte schon lange aufgehört zu fressen, und obwohl Antje W. dies wusste, und obwohl ich ihr geraten hatte, sofort zum Tierarzt zu gehen, wurde nichts unternommen. Es waren ja nur Tiere, und außerdem waren sie als Missionare knapp bei Kasse. Nach dem Tod des Meerschweinchens nahm ich den Hasen zu mir und pflegte ihn. Ich stellte fest, dass er gar nicht fressen konnte, da die Zähne viel zu lang waren. Ich gab ihm Wasser und Flüssignahrung, und er erholte sich erst einmal deutlich. Als ich Frau Witzmann auf seinen Zustand aufmerksam machte, und sie bat, die Pflege ganz übernehmen zu können, gab es einen Riesenkrach. Ich musste das arme Tier auf der Stelle wieder in den dunklen, feuchten Keller stecken. Ich informierte darauf den Tierschutzverein, da mein Praktikum beendet war und ich keinen weiteren Einfluss mehr nehmen konnte.

Zusammenfassung und Schluss

Es ist auffällig, dass diese „geistlichen Leiter“ das direkte Gespräch scheuen. Offensichtlich spürten sie, dass ich ihnen darin überlegen war, und kamen deshalb entweder alle zusammen, redeten hinter dem Rücken, oder benutzten die Kanzel.

Dabei stand in ihren Satzungen deutlich zu lesen, dass keine üble Nachrede geduldet wird. Dies galt vermutlich aber nur für „Untergebene". Wenn die Kommunikation derart schief läuft, dass die eigenen Grundsätze bei sich selbst missachtet werden, bei anderen aber nicht, das finde ich ein übles Spiel. Ich kenne viele Gruppierungen, aber was üble Nachrede angeht ist diese mit Abstand die Schlimmste gewesen.

Sie haben gesagt, wenn ich mich mit Ehepaar W. nicht verstehe kann ich „kein Christ“ sein und auch „kein Sozialarbeiter“17 werden, was bei ihnen identisch war. So versuchten sie durch eine negative und unsachgemäße Beurteilung mein Studium zu boykottieren und damit meine Existenz anzugreifen. zu boykottieren. Es waren auch noch andere Leute involviert, beinahe alle waren Christen. Es war ihr Ziel, durch die Aberkennung des Praktikums meine Zukunft zu verbauen. Ich habe mitbekommen, wie beratschlagt wurde, im Zeugnis guten Leistungen und die gute Meinung anderer Mitarbeiter klein zu halten, und ihre negative Sichtweise hervorzuheben. Ich hörte ihre Schadenfreude heraus als sie darüber sprachen, mir auch mein anstehendes Auslandssemester in England zu verbauen.

Sie waren (trotz ihrer Gebete) nicht erfolgreich. Aber das Ganze kostete mir sehr viel Zeit und Energie. Während ich in England war, und an meiner Gegendarstellung schrieb, las ich in dem Buch von John Fox: „Die Märtyrer“: Ich glaube es ist nicht übertrieben, einen Vergleich anzustellen, da auch zu diesen Zeiten Gläubige am schärfsten von religiösen Institutionen verfolgt und sogar getötet wurden. Auch Jesus wurde vorgeworfen, er habe Gott gelästert. Ich frage mich, ob wir in diesen Zeiten leben, in denen diejenigen, die uns - auch sozial – töten möchten, meinen Gott einen Gefallen zu tun?18

Ich habe dies alles, obwohl sie jetzt schon drei Jahre her ist, immer noch nicht richtig verarbeiten können, und mir fällt es schwer, beim Schreiben nicht bitter zu werden, da es sich hier um eine zielgerichtete und ganz bewusste Zerstörung unter einem frommen und wohltätigen Deckmantel handelt. Dennoch ist mein Glaube während dieser Zeit sehr gewachsen, und Gott hat mich da letztendlich durchgebracht.

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16 Wahrscheinlich ist es verdurstet, weil das Trinkgefäß zu hoch hing.
17 In diesem Rahmen fand das Praktikum statt.
18 Johannes 16