Der Briefwechsel zwischen www.cleansed.de und Gospel-Forum (damals Biblische Glaubensgemeinde BGG Stuttgart)

Email-Austausch mit Leiter Peter Wenz
Briefwechsel mit Leiter Peter Wenz
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Zur Vertiefung:  BGG kritisch
Die Textversionen stehen unter den abgebildeten Dokumenten.
Textversion:

Berlin, 15. März 2005


Hinweise auf geistlichen Missbrauch in der BGG Stuttgart
Ihr Schreiben vom 3. März 2005


Sehr geehrte Brüder und Schwestern!
Sehr geehrter Bruder Wenz!

Dies ist der zweite Brief, den Sie von cleansed.de erhalten. Im ersten Brief vom 24.2.2005, den ich allein verfasst hatte, hatte ich Sie mit den Aussagen von Menschen konfrontiert, die angeben, in der BGG Stuttgart geistlich missbraucht worden zu sein. Ich bat Sie dann um Aufarbeitung in Form von Prüfung, Wiedergutmachung an den Geschädigten, Abstellen von missbrauchenden Situationen und um Abberufung missbrauchender Personen.

Zur Anfertigung des heutigen Schreibens habe ich Betroffene und weitere Personen, die auch schon lange Zeit im Glauben stehen, beratend hinzugezogen.

Es wundert uns, dass Bruder Wenz allein geantwortet hat. Er ist doch nur ein Leiter von vielen. Der erste Brief war allgemein an alle aus der BGG gerichtet. Bitte machen Sie den ersten Brief der ganzen BGG (allen Mitgliedern) darum auch in behutsamer Weise zugänglich. Die Bibel nennt die Christen ja Heilige. Sie sind alle mündig und verantwortlich von Gott ins Christenleben gestellt worden. Es besteht eine gute Chance, dass sich dann Menschen melden werden, die sich an missbrauchende Vorgänge erinnern und geschädigte Personen benennen können. Gott versiegelt solche Dinge in den Herzen einzelner. Das Gemeindegedächnis der BGG kann auf diese offene Weise vieles wieder hervor bringen. Ja - wir sehen hier die Chance auf eine Signalwirkung in die Christenheit, wenn eine Gemeinde sich mal mit ihren Schattenseiten befasst und das aufarbeitet.

Es ist auch ein Spezifikum von missbrauchten Menschen, dass sie Angst vor neuem Kontakt haben. Die Opfer sind durch die brieflichen Ausführungen von Bruder Wenz erneut verletzt und verängstigt - auch darum können wir deren Namen auf gar keinen Fall weiterreichen. Mit der oben vorgeschlagenen Methode werden Sie sicher fündig werden. Sie könnten dann z.B. diesen Menschen aufrichtige Worte des Bedauerns und kleine Aufmerksamkeiten zukommen lassen, ohne Forderungen oder Anklagen an sie zu richten.

Es ist sicherlich doch auch in ihrem Sinne, wenn sie Hinweise bekommen, die es ihnen ermöglichen, auf Dinge, die falschgelaufen sind oder falschlaufen, aufmerksam zu werden, sie zu klären und an diesen Menschen wiedergutmachen zu können. Bitte verstehen Sie die hier gemachten Aussagen darum nicht als Angriff, sondern vielmehr als eine besondere Chance, eventuell begangene Verfehlungen gegen Menschen aufzudecken und mit Vergebung und Wiedergutmachung auszuräumen. Wieviel Gnade Gottes kann das freisetzen! Wieviel Heilung für die Betroffenen! Wie gross werden Reinigung und Erneuerung für alle sein!

Wir kommen nun zu den Aussagen von Bruder Wenz.

Bruder Wenz, unser Anliegen ist nicht gegen Sie gerichtet, sondern wir wollen ausschließlich die Interessen verletzter Christen vernehmbar machen. Wir hoffen darin auch Ihr Herz zu erreichen.

Wir freuen uns, dass Sie die Vorwürfe der drei Personen ernst nehmen wollen, und Bereitschaft signalisiert haben, mit den Menschen zu sprechen und Dinge zu klären.

Im übrigen größeren Teil Ihrer Antwort finden wir leider keinen Anlass zur Beruhigung in der Sache, sondern neue tiefe Besorgnis.

Während Sie noch zu Beginn ein Verständnis für Opfer andeuten, enden Sie am Schluss des Briefes in der Sorge um die Verleumdung von geistlichen Positionen, damit in der Sorge um sich selbst.

Dazwischen sparen Sie nicht mit Lob und Ehre für sich und die BGG. Doch für die Opfer finden Sie in Ihrem Brief die folgenden Attribute:

Vorwürfe - Missverständnisse - Anschuldigungen (2x) - schwache Menschen - Fehlbeurteilungen - schlichtweg Interpretationen eines menschlichen Herzens - können Hintergründe nicht durchschauen - führen unheiligen Lebensstil - werfen den ersten Stein - so genannte Missbrauchsopfer - Authentizität (fragwürdig) - Lebenstil (fragwürdig) - Hingabe an Jesus und sein Wort im Alltagsleben (fragwürdig) - anklagend

Neben einer ganzen Reihe von Beschuldigungen und Zurücksetzungen, die Sie damit aussprechen bzw. definieren, nehmen Sie hier auch eine Entmündigung vor an Geschwistern, die durchaus selbst den Heiligen Geist empfangen haben und daher - bei allen Schwierigkeiten, die sich auf ihrem Lebensweg ergeben oder ergeben haben - auch von Ihm geführt und erleuchtet worden sind!

Über schwache Menschen denkt Paulus in 1Kor 12, 20-26 nach.

Wir empfinden es weiterhin als unanständig, dass Sie den Betroffenen "unheiligen Lebensstil" nahelegen. Sie kennen die Identität der Betroffenen doch gar nicht, feinden sie hier aber regelrecht an. Wir halten es angesichts der Grösse der BGG für unmöglich, dass Sie alles wissen (können), was in den einzelnen Zellen, Gruppen, Kreisen, Teams und dergleichen vor sich geht und ging - dies würde nämlich ein Kontrollsystem erfordern, welches ja in einer biblischen neutestamentlichen Gemeinde keinesfalls wünschenswert wäre. - Leider wurde uns aber auch das aus der BGG bekannt. - Ein (kontrollierender) Leiterschaftsanspruch geht mit dem Dienstverständnis des NT nicht zusammen.

Wenn du etwas gegen deinen Bruder hast, so gehe du auf ihn zu... Damit nehmen Sie hier - mit Jesu Worten - die Opfer in die Pflicht und sprechen sie somit erneut schuldig.

Hier geht es jedoch nicht darum, dass jemand etwas gegen Peter Wenz als Bruder hat oder gegen irgend ein anderes Glied der Gemeinde. Wenn es so wäre, dann hätte der oben genannte Einwand seine volle Berechtigung, und wir würden ihn nicht in Frage stellen. Hier geht es darum, dass Menschen durch Ihr Vorgehen bzw. auch durch Vorgehensweisen von Teilen Ihrer Leiterschaft über eine lange Zeit hinweg in einer solchen Art und Weise verletzt worden sind, dass sie sich - zumindest einige von ihnen - in psychotherapeutische Behandlung begeben mußten und einige selbst nach Jahren mit diesen Dingen noch nicht fertig geworden sind!

Bitte lesen Sie, was eine Mitschreiberin Ihnen dazu sagt:

"Was macht der gute Hirte? Er erwartet eben gerade nicht, dass ein verwundetes oder verirrtes ’Schaf’ auf ihn zukommt, er wartet auch nicht darauf, sondern er geht hin und verläßt die 99 anderen, um das eine zu suchen und zu finden, und freut sich dann vor allen anderen, wenn er dieses eine endlich wieder hat. Er trägt es in seinem Arm, hat es nah an seinem Herzen, tröstet es, drückt es, wärmt es, schützt es. Der gute Hirte geht hin, schaut sich seine Schafe an, sucht nach Verletzungen oder Beeinträchtigungen, begegnet ihnen sofort, und zwar bevor sie hereinkommen. Wer aus der Landwirtschaft kommt, der weiß das. Ein verwundetes und verirrtes Schaf wird von sich aus nie kommen können, wie das hier verlangt wird. Darum sind auch sterbende Tiere immer allein und ziehen sich von allen anderen in die Isolation zurück, wenn ihnen das möglich ist; sie verlassen die Herde."

Dennoch wurde dieses "Geh zu deinem Bruder (Leiter ?)" auch versucht. Dies sollte - gerade angesichts der oben gemachten Erörterungen - nicht in Abrede gestellt werden. In missbrauchenden Systemen führt das aber nicht zum Erfolg, weil Missstände partout nicht gesehen werden wollen oder können. - Es ist nur klug, und so wird das auch in der Literatur angeraten, wenn die Opfer sehr schnell solche Systeme verlassen. Die Ordnungen für eine Gemeinde sind in einem missbrauchendem religiösem System nicht mehr anwendbar. Wie viele Schmerzen sollen die Opfer denn noch erleiden?!

Die Berichte sind nicht anklagend, sondern bedauernd, haben wir geschrieben. Wir bleiben bei dieser Bewertung, und teilen Ihre daran geäußerte Kritik keineswegs. Denn wer warnt, der will die, die nach ihm kommen, vor Schaden bewahren. Das ist nicht zu tadeln, es ist vielmehr lobenswert; denn wer sich schützend und bewahrend vor andere stellen will, zeigt damit, dass ein großes Ausmaß von Liebe in seinem Herzen vorhanden ist, gerade dann, wenn bzw. nachdem er solche Verletzungen selbst erlebt hat. Es sind berechtigte Äußerungen, Aufschreie großen und tiefsitzenden Schmerzes. Hier ist wirklich das Innerste, Heiligste, Intimste des Menschen verwundet worden, und das oft über lange Zeiträume hinweg - immer und immer wieder, oftmals von sehr nahestehenden Menschen, von Menschen, denen man vertraut und unter die man sich gestellt hat.

Diese Menschen sind durch geistlichen Missbrauch an den Rand des geistlich-seelischen Todes gebracht worden. - "Ich habe das erlebt - ich möchte warnen". Wer will das verübeln? "Endlich", müßte man vielmehr sagen, "endlich" brechen sie ihr Schweigen, "endlich" kommen sie aus ihrer Ummauerung und Isolation heraus, "endlich" kommt Licht in die Situation, weil sie sich öffnen.

Sie sagen: Unser Leitbild als geistliche Leiter ist das von Vätern und Müttern. Wir sehen solche "Leitbilder" als sehr problematisch an, und zwar schon von ihrem ganzen Ansatz her. Der Begriff einer geistlichen Vaterschaft kennzeichnet zunächst einmal die Tatsache geistlicher Zeugungsfähigkeit, ob derjenige in der Lage ist, Leben von sich zu geben, zu pflegen, zu schützen und diesem Leben dann auch zur Reife zu verhelfen. Vaterschaft kommt nicht durch das Erstellen oder das Vorstellen eines Bildes, sondern wächst im Zuge geistlicher Reife, allein im tatsächlichen Lebensvollzug. Vaterschaft hat etwas mit Jahren, mit Lebensalter zu tun. Man kann Vaterschaft nicht für sich reklamieren, nicht für sich in Anspruch nehmen, sich nicht erglauben. Man kann sich in dem Sinne noch nicht einmal für sie “entscheiden”. Sie ist vielmehr eine Frage des Wachstums. Man hat sie oder man hat sie nicht, wobei selbst dieses Haben nicht als Besitz verstanden werden kann, über den man dann verfügt und in dessen Kraft und vermeintlicher Autorität man sich dann auch über die Geschwister erhebt.

Bruder Wenz, wir Nichtbetroffenen kommen allein anhand Ihres Briefes, anhand Ihrer Art zu reagieren, Ihrer Wortwahl und Ihrer Formulierungen zur Überzeugung, dass wir nicht nur eine Gefahr religiösen Mißbrauchs durch Sie persönlich bestätigt sehen, sondern dass tatsächlich mißbraucht wird, und zwar in einer ganz massiven und unübersehbaren Weise. Wir sehen dies ganz losgelöst von den detaillierten Angaben, welche die Opfer gegen Sie und andere aus der BGG gemacht haben. Die Berichte der Betroffenen erhärten dies lediglich noch.

Sie schreiben, Sie seien in unzähligen (Tausenden?) Gemeindeberatungen tätig, würden regelmässig mit dem Thema geistlicher Missbrauch konfrontiert und stünden dagegen auf ? - Dieses Feld können Sie uns gegenüber leider nicht mehr glaubhaft besetzen.

Wenn es für Sie so abwegig ist und Ihnen nicht bewusst ist, dass sie Menschen derart wehgetan haben könnten, ist es höchste Zeit, dass Sie Ihre Aktivitäten als Leiter überprüfen, sich selbst mal in Frage stellen und Busse tun. Erwägen Sie eventuell auch, ob Sie fachliche Hilfe brauchen.

Soweit unsere Antwort zu Peter Wenz' Brief.

Wir erwähnen noch einmal, dass die Betroffenen uns erneut ihren tiefen Schmerz ausgedrückt haben.

Unsere Erwartung an Sie als Leiterschaft der BGG haben wir geäußert, und in diesem Brief weiter oben haben wir versucht, dies in konstruktive Vorschläge zu fassen.

Für die Beteiligten
Mit freundlichen Grüssen